Ein
erster konkreter Hinweis zur Kirche Riedlingsdorf findet sich im kanonischem
Visitationsbericht vom 9. März 1697.
Darin wird u.a. angeführt, dass der zur Herrschaft Pinkafeld gehörende Ort
„Rurensdorff“ eine Kirche außerhalb des Dorfes im Süden hat, die dem Papst und
Märtyrer Urban geweiht ist. Sie hat einen hölzernen Turm mit einer Glocke, Chor
und Kanzel sind ebenfalls aus Holz. Vorhanden ist ein Altar zu Ehren des hl.
Urban.
Das Errichtungsjahr wird in diesem Bericht nicht angegeben. Anlässlich der
Visitation 1674 wurde Riedlingsdorf nicht erwähnt. Ob das bedeutet, dass es
noch keine Kirche gegeben hat, weiß man nicht.
Zu Beginn des 19. Jh. musste die baufällig gewordene Kirche abgerissen werden.
Am 26. Okt. 1811 erfolgte die Grundsteinlegung für eine neue Filialkirche
mitten im Ort. Der Bau dieser Kirche fällt in die Amtszeit des Pinkafelder
Pfarrers Josef Michael Weinhofer. Er war weit über die Grenzen Pinkafelds
bekannt. Sein Vermächtnis sind unzählige Predigten und eine sehr ausführliche
Chronik seiner Zeit.
Am 27. August 1815 konnte die nun fertiggestellte Kirche durch Bischof Leopold
Somogyi feierlich konsekriert weden.
Im Buch „Kunstdenkmäler des Bezirkes Oberwart“ findet sich ein Grundrissplan
unserer Kirche und die folgende Beschreibung: „Einschiffige klassizistische Landkirche mit
Fassadenturm und halbkreisförmigen Chor, der ohne Einzug an das zweijochige
Schiff anschließt. Turm und Seitenteile der Fassade sind durch Faschen gerahmt,
in den Turm rechteckiger Haupteingang, darüber Segmentbogenfenster. Das
Turmobergeschoss ist von vier rundbogig geschlossenen Schallfenstern
durchbrochen. Zweifach gestufte Zwiebel mit Kugel und Doppelkreuz. In der
Südwand der Kirche zwei Rundbogenfenster. Satteldach über der Apsis rund
abgewalmt.“
Abbildung 1: Grundriss Kirche
Auch der Hochaltar, der ja seit der Bauzeit kaum verändert
wurde, wird in diesem Buch beschrieben:
„Einfacher klassizistischer Aufbau über
gebauchter Steinmensa. In Weiß und Gold gefasster Kastentabernakel mit
Ecksäulchen und Giebel. In der geraden, mit Lorbeerfestons verzierten Wand,
sitzt in halbrund geschlossenem Rahmen das Altarbild, hl. Urban. Der mit
Eckrosetten geschmückte gerillte Rahmen ist weiß-gold gefasst. Über dem geraden
Gesims Taube im Strahlenkreuz. Vier Kerzenleuchter am Hochaltar. Mit Blüten und
lanzettförmigen Blättern geschmückter kannelierter Schaft auf drei
Voluten-Füßen. Holz vergoldet.“
Abbildung 2: Hochaltar
Gedicht von Bella Bodendorfer
Sprecher Hans H. Piff vulgo Kaipl Motz
Heute
steht die Kirche unter Denkmalschutz.
Wie schon bei der ursprünglichen Kirche gilt natürlich auch hier der hl. Urban
als Patron. Über Herkunft, Leben und Wirken von Papst Urban I. ist nichts
Historisches bekannt, außer dass er der Sohn eines vornehmen Römers namens
Pontianus war und in der Regierungszeit des religiös toleranten Kaisers
Alexander Severus als Bischof von Rom amtierte. Er starb wahrscheinlich nicht
als Märtyrer, sondern am 25. Mai 230 eines natürlichen Todes. Er wird seit dem
frühen Mittelalter als Schutzpatron der Winzer und des Weinbaus verehrt, weil
sein Festtag, der 25. Mai (Todestag), in den Beginn der Rebenblüte fällt.
Das Altarbild trägt leider keine Signatur und auch keine Jahresangabe, dürfte
aber wie die beiden an der Nordseite angebrachten Statuen, hl. Maria sowie hl.
Josef, aus den Jahren 1812/13 stammen.
Abbildung 3: Altarbild Hl. Urban
Abbildung 4: Mutter Maria
Abbildung 5: Heiliger Josef
Von
den vielen notwendigen Renovierungen bzw. Änderungen seien nur die von Juni
1993 bis Mai 1994 durchgeführten, weil umfangreichsten, angegeben:
Innen- und Außenputz wurden teilweise abgeschlagen, das Mauerwerk
trockengelegt, Steinplatten für den Fußboden verlegt, eine neue Eingangsstiege
geschaffen und der Turm mit einem Kupferdach ausgestattet. Die Kanzel und der
Seitenaltar wurden abmontiert und nicht mehr angebracht. Neu aufgestellt wurden
ein Volksaltar, eine dreiteilige Sessio, ein Ambo, sowie ein großer
Kerzenständer, alle entworfen vom südburgenländischen Künstler Prof. Thomas
Resetarits.
Abbildung 6: Ambo
Abbildung 7: Volksaltar
Die drei Glasfenster wurden neu gestaltet, entworfen
ebenfalls von Prof. Resetarits zu den Themen „Glaube“, „Hoffnung“, „Liebe“,
gespendet vom damaligen Pfarrer Johann Zakall.
Abbildung 8: Fenster "Glaube"
Abbildung 8: Fenster "Hoffnung"
Abbildung 10: Fenster "Liebe"
In
der Osterzeit werden neben dem Volksaltar die Osterkerze und die
Auferstehungsikone aufgestellt. Die Ikone wurde von Elfriede Kockert
„geschrieben“, der Ständer dafür von OSR Adolf Mathä aus Pinkafeld angefertigt.
Das Osterbild der Ostkirche berichtet von dem Aufenthalt Christi in der Hölle
unmittelbar nach seinem Tode. Christus steht auf den zerbrochenen Toren der
Hölle, umgeben von einer Aureole, die seine Macht und Herrschaft über den
Kosmos symbolisiert. In der Hand hält er eine Schriftrolle. Er erfasst die
rechte Hand des vor ihm niederknienden Adam. Eva streckt ihm die Hände
entgegen. Links von Christus die alttestamentlichen Könige David und Salomon,
beide mit Kronen.
Abbildung 11: Anordnung in der Osterzeit
Abbildung 12: Auferstehungsikone
In der Weihnachtszeit wird eine orientalische Krippe aufgestellt, die von vier Mitgliedern des Frauenkreises, und zwar Erna Berk, Edda Fleck, Maria Halwachs und Elfriede Kockert, in wochenlanger Arbeit gebaut wurde. Die holzgeschnitzten Barockfiguren stammen aus dem Grödnertal. Daneben wird die Weihnachtsikone aufgestellt, geschrieben ebenfalls von Elfriede Kockert: Geburt Christi, kretisch, 17. Jh. In der Mitte kniet Maria und berührt liebevoll das vor ihr liegende Jesukind, dem Hirten huldigen. Links verkündet ein Engel einem einzelnen Hirten die Frohbotschaft. Darüber sieht man in Miniaturform die drei Weisen daherreiten. Rechts oben schwebt ein Engelchor. Josef sitzt in Gedanken versunken unterhalb von Maria und Jesus.
Abbildung 13: Orientalische Krippe
Abbildung 14: Weihnachtsikone
Das
200-jährige Jubiläum wurde durch einen Festgottesdienst am Sonntag, dem 27.
September 2015, um 15.00 Uhr mit anschließender Agape gefeiert. Die Messe wurde
unter Beisein vieler Priester, des Generalvikars Császár István aus
Steinamanger, des Pfarrers Martin Schlor von der evang. Pfarrgemeinde und
Vertretern der pol. Gemeinde von Generalvikar Mag. Martin Korpitsch, der von
1995 bis 2005 selbst Pfarrer in Pinkafeld war, zelebriert.
Aus Anlass dieses Jubiläums hat der Briefmarkensammlerverein Pinkafeld unter
dem Obmann Hermann Wolfahrt eine Sondermarke kreiert und in Auftrag gegeben.
Von der Gemeinschaft Cenacolo in Kleinfrauenhaid wurde 2019 ein 15-teiliger
Kreuzweg, gestaltet mit fachmännischer Anleitung aus Ton und aufgebracht auf
beschriftete Holztafeln, erworben.
Abbildung 15: Jubiläumsmarke
Abbildung 16: 12. Kreuzwegstation
Abbildung 17: Teil des Kreuzweges