Gustav Rehberger wurde am 20. Oktober 1910 in Riedlingdorf
als Kind des Ehepaares Josef und Elisabeth Rehberger geboren, das mit Johann
und Theresia zusätzlich zu Gustav noch zwei ältere Kinder besaß.
1913 beschloss das Ehepaar Rehberger für einige Zeit in die
USA auszuwandern, um dort Geld zu verdienen, das man nach der Rückkehr in die
eigene Landwirtschaft investieren wollte. Die drei Kinder sollten währenddessen
bei Elisabeths Eltern, Johann und Theresia Piff, verbleiben. Ein Jahr später
durchkreuzte aber der Ausbruch des 1. Weltkrieges die Pläne des Ehepaares
Rehberger wieder in ihre Heimat zurückzukehren. Es sollte bis ins Jahr 1920
dauern bis die Rehberger wieder ihre Kinder in die Arme schließen konnten.
Abbildung 1: Gustav Rehberges Großmutter Theresia Piff, fotografiert von ihm 1937 (Bildquelle: Fotoarchiv Pamela Demme)
Gustav Rehberger waren sowohl der Moment des Abschiedes, der
1913 mitten in der Nacht erfolgte, als auch der des Wiedersehens, als die
Eltern sieben Jahre später elegant gekleidet dem Zug entstiegen und dabei einen
großen Kontrast zur einfach gekleideten auf die Heimkehrer wartende Dorfbevölkerung
darstellten, bis ins hohe Alter in Erinnerung geblieben.
Während seine Eltern in den USA im Raum Chicago arbeiteten,
nahmen die Dinge für Gustav und seine Geschwister in Riedlingsdorf ihren Lauf. Als
er mit sechs Jahren in die Volksschule Riedlingsdorf eintrat, wurde er von
seinem Lehrer mit den Worten: „Hier kommt der Meister!" begrüßt. Seine
Geschwister hatten seine Bilder im Vorfeld immer wieder in die Schule mitgenommen
und so damit gesorgt, dass ihrem kleinen Bruder ein gewisser Ruf vorauseilte.
Auch Entbehrungen der Kriegsjahre, die Hochwasserkatastrophe
von 1915 und heftige Gewitter hinterließen im jungen Gustav Rehberger bleibende
Eindrücke, die er Jahre später in seinen Bildern verarbeitete.
Abbildung 2: Straßenszenerie in Riedlingsdorf, angefertigt von Gustav Rehberger im Alter von neun Jahren (Bildquelle: Fotoarchiv Pamela Demme)
Als seine Eltern 1920 zurückkehrten und die Landwirtschaft wiederaufnahmen, stellte sich bald heraus, dass das doch nicht das Leben war, das sie sich vorgestellt hatten. Zu sehr hatten sie sich in den vergangenen Jahren an das Leben in einer Großstadt gewöhnt. So reifte im Laufe der Zeit der Entschluss zusammen mit den Kindern nun endgültig auszuwandern. Nachdem das Haus und sämtlicher Hausrat verkauft worden war, bestiegen die Fünf am 21. Juni 1923 im Auswandererhafen Bremen den Passagierdampfer Bremen und kehrten dem alten Kontinent endgültig den Rücken.
Gedicht von Bella Bodendorfer
Sprecher Hans H. Piff vulgo Kaipl Motz
Die Familie siedelte sich wieder in Chicago an und Gustav besuchte in weiterer Folge eine evangelische Schule. Schon bald erregte er mit seinem Talent auch in den USA Aufmerksamkeit als er bei einem Wettbewerb ein Stipendium gewann, das es ihm ermöglichte drei Jahre lang samstags Kunstkurse zu belegen. Weitere Gewinne für diverse Stipendien an verschiedenen Kunstausbildungsstätten sollten folgen, ehe er sich Mitte der 1930er-Jahre den 27 Chicago Desingers anschloss, einem Zusammenschluss von Grafik- und Produkt-Designern, welche eng mit der örtlichen Industrie zusammenarbeiteten.
Abbildung 3: Der junge Gustav Rehberger mit zwei seiner Werke in Chicago (Bildquelle: Fotoarchiv Pamela Demme)
1937 heiratete Gustav Rehberger zum ersten Mal und mit seiner Frau Betty Stoddard besuchte er die alte Heimat, wo er eine Reihe von Fotoaufnahmen machte. Neben dem Burgenland, standen auch Budapest, Tirol und Nürnberg auf dem Reiseprogramm.
Abbildung 4: Gustav Rehberger und Betty Stoddard vor Rehbergers Elternhaus (Bildquelle: Fotoarchiv Pamela Demme)
Während des 2. Weltkrieges wurde Gustav Rehberger zur US Air Force eingezogen, aber anstatt an der Front zu kämpfen, wurde er der Training Aids Division zugeteilt, die in New York residierte. Die Aufgabe dieser militärischen Propagandaeinheit war es martialische Plakate zu entwerfen, mit denen der Verkauf von Kriegsanleihen in den USA angekurbelt werden sollte. Laut einem seiner Vorgesetzten gehörte Rehberger dabei zu den besten Künstlern über welche die US Air Force zu dieser Zeit verfügte.
Abbildung 5: Gustav Rehberger als Angehöriger der US Air Force (Bildquelle: commons.wikimedia.org/Urheber: Official Picture of the Air Force Illustration/Lizenz: gemeinfrei)
Nach dem Ende des Krieges blieb das Ehepaar in New York und
Rehberger mietete sich ab 1948 in der weltberühmten Carnegie Hall ein,
wo er die nächsten 47 Jahre seines Lebens verbringen sollte.
In den 1950er- und 1960er-Jahren machte sich Gustav Rehberger
einen Namen als Illustrator, der für viele Hollywood-Klassiker wie
Moby Dick,
Der alte Mann und das Meer oder
Sergeant York die Filmplakate entwarf. 1961 malte er für Paramount Pictures das Bild "One-Eyed Jacks" mit Marlon Brando, welches
das Land Burgenland 2020 für die Sonderausstellung „Unsere Amerikaner“ im
Landesmuseum Eisenstadt ankaufte.
Abbildung 6: Landesmuseumsdirektor Gert Polster und Landeshauptmann Hanspeter Doskozil nehmen Gustav Rehbergers Bild in Empfang (Bildquelle: Copyright Landesmuseum Burgenland)
Auch privat passierte in dieser Zeit sehr viel im Leben von
Gustav Rehberger, so scheiterten nach der Scheidung von Betty Stoddard in Folge
zwei weitere Ehen.
Ende der 1960er-Jahre endete seine Phase als Illustrator und er
widmete sich wieder mehr seinen künstlerischen Projekten, wobei er sich immer
mehr zu einem „vulkanischen Expressionisten“ entwickelte, wie er Jahre später von
Julie Charles in einem Nachruf bezeichnet wurde.
Abbildung 7: Man (sanguine chalk) 1989 (Bildquelle: commons.wikimedia.org/Urheber: Pamela Demme/Lizenz: CC-BY-SA)
Ende der 1960er-Jahre begann Gustav Rehberger mit seiner
Lehrtätigkeit, zuerst an der American Art
School und dann in der
Art Students League of New York. Mit der
gleichen Leidenschaft mit der er seine Bilder gestaltete, bildete er auch
Hunderte von Kunststudentinnen und Kunststudenten aus.
Ernsthafte gesundheitliche Probleme stellten sich 1988 mit
einem Herzinfarkt und 1993 mit einer Krebserkrankung ein. Im gleichen Jahr gab
er ein einstündiges Interview für das The
Ellis Island Oral History Project, wo er auch ausführlich über seine
Kindheit in Riedlingsdorf sprach.
1994 heiratete er seine vierte Frau, Pamele Demme, die über
vielerlei Initiativen das Andenken an den Künstler aus Riedlingsdorf bewahrt.
Gustav Rehberger verstarb am 22. Juli 1995 in New York.
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