Umgangssprachlich wird das Gebiet zwischen Riedlingsdorf und
Pinkafeld oft als „Lampelfeld“ bezeichnet. Tatsächlich gilt diese
Ortsriedbezeichnung nur für den Pinkafelder Anteil an dieser großen
landwirtschaftlich genutzten Fläche, während die Riedlingsdorfer Seite durch
die Ortsriede „Rohrbach“ (im Westen) und „Ortsried“ (im Südosten entlang der
Pinka) und „Erlen“ (im Nordosten entlang der Pinka) gebildet wird.
Wie
einem alten Katasterplan aus den 1820er-Jahren zu entnehmen ist, reichte die
Riedbezeichnung „Ortsried“ auf der Westseite der Pinka von der Hottergrenze
Riedlingsdorfs zum Lampelfeld im Norden bis zur südlichen Dorfgrenze. Bei
dieser Ried handelte es sich um eine grasbewachsene und gemeinschaftlich
genutzte Fläche, welche somit die Funktion eines Angers erfüllt. Daher werden
auch in der heutigen Riedeinteilung die südlichen Teile der Riede als
„Oberanger“ und „Unteranger“ bezeichnet, während der Katasterplan aus den
1820er-Jahren diese Riedbezeichnungen nicht oder noch nicht enthält. Im
Katasterplan wird hingegen der nördliche Teil der Ortsriede als „Hutweide“
bezeichnet, das kommt vermutlich daher, dass dort weidende Rinder auch
„gehütet“ wurden.
Abbildung 1: Katasterplan 1820er Jahre (Bildquelle: Österreichisches Staatsarchiv)
Gedicht von Hans H. Piff
Sprecher Hans H. Piff vulgo Kaipl Motz
Das Lampelfeld und die angrenzenden Riedlingsdorfer Ortsriede
besitzen eine lange, ereignisreiche Geschichte. So wurde bei einer Ausgrabung,
welche im Jahre 2002 die archäologische Abteilung des Burgenländischen
Landesmuseums durchführte, ein Fundament einer Hütte aus der Jungsteinzeit entdeckt. Als Artefakt konnte ein auf rund 6000 Jahre geschätzter Steinlöffel
geborgen werden, der heute im Stadtmuseum Pinkafeld ausgestellt ist.
Das eigentliche Ziel dieser Ausgrabung waren eigentlich
Überreste von sogenannten Rennöfen aus der Latènezeit gewesen, mit denen die
damalige keltische Bevölkerung aus dem vor Ort aufgefundenen Raseneisenerz Eisen
gewinnen konnte.
Der Ausgrabung vorangegangen waren Beobachtungen, welche die
örtlichen Bauern immer wieder beim Pflügen gemacht hatten, denn sie holten
dabei eigenartig schwarz-grau geformte Steine aus dem Boten. Die Fachleute vom
Burgenländischen Landesmuseum erkannten natürlich sofort, dass es sich dabei um
Schlackenreste handelte, welche im Zuge der Eisengewinnung entstanden waren.
Eine mit Bodenradar durchgeführte Bodenuntersuchung im Jahre 2001 ergab das
überraschende Ergebnis, dass sich auf einer Fläche von rund 300 mal 300 die
Überreste von rund 250 Rennöfen befanden. Die Kelten, welche mit diesen Öfen in
den beiden Jahrhunderten vor der Zeitenwende das berühmte Ferrum Noricum
(Norisches Eisen) gewannen, fanden alles was sie für diesen Prozess benötigten
in der Gegend. Mit dem Lehm und dem Wasser der Pinka erfolgte der Bau der Öfen.
Das damals wohl bewaldete Lampelfeld und die umgebenden Wälder lieferten das
Holz für die Holzkohle, deren vorherige Produktion notwendig war, um
Verbrennungstemperaturen in den Öfen von rund 1300 Grad zu erreichen. Der
Rohstoff für die Eisengewinnung, Raseneisenerz, fand sich entweder auf den
Westhängen des Lampelfeldes oder wurde in kleinen Gruben, den sogenannten
Pingen, in der Gegend gewonnen.
Das Ferrum Noricum war im Römischen Reich äußerst begehrt,
weil es sich aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung (es beinhaltete Mangan,
aber wenig Phosphor) vorzüglich für die Produktion von Waffen mit besonderen
Eigenschaften (Schnitthaltigkeit, Schneidfähigkeit, Schärfbarkeit) eignete, mit
denen die römischen Legionen ausgestattet werden konnten und so eine
waffentechnische Überlegenheit gegenüber den vielen Feinden Roms erhielten.
Abbildung 2: Schlackenreste auf dem Lampelfeld (Bildquelle: Wikimedia Commons - Stefan97 - CC-BY-SA)
Am 24. Januar 1458 wurde der erst vierzehnjährige Matthias
Corvinus zum König von Ungarn gewählt. Er zog sich durch diese Wahl die
Feindschaft des deutsch-römischen Königs Friedrich III. zu, der ebenfalls die
ungarische Königskrone beanspruchte und am 17. Februar 1459 von westungarischen
Adeligen in Güssing zum Gegenkönig gewählt wurde. Am 13. April 1459 lagerte
Friedrich III. mit seinem Truppen am nördlichen Ende des Lampelfelds, um am
nächsten Tag in Richtung Güns weiterzuziehen. Tatsächlich überfielen am
nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang, die Truppen Corvinus unter der Führung
von Sigismund von St. Georgen und Nagy das Lager des deutsch-römischen Königs
und zwangen ihn in einem „mörderischen Treffen“ zum Rückzug.
Dieser
militärische Konflikt sollte noch Jahre andauern und erst durch den Frieden von Ödenburg am 19. Juli 1463
beendet werden. Für Westungarn, also für große Gebiete des heutigen
Burgenlandes, hatte dieser Friedensschluss weitreichende Folgen. Denn sie kamen
in den Besitz von Friedrich III. und somit zum Haus Österreich bei dem sie fast
200 Jahre verbleiben sollten, ehe sie wieder Teil von Ungarn wurden. Unter
diesen Besitzungen befand sich auch die Herrschaft Bernstein mit dem Ort
Riedlingsdorf.
Abbildung 3: Das Schlachtenkreuz auf der Pinkafelder Seite des Lampelfeld (Bildquelle: Wikimedia Commons - Stefan97 - CC-BY-SA)
Wenn man sich auf dem Lampelfeld befindet, wird man
unweigerlich auf den Kreuzweg aufmerksam, der den Ried im Westen begrenzt und
auf den Kalvarienberg führt auf dem sich die gleichnamige Kirche befindet,
welche die Szenerie dominiert.
In welchem Jahr genau der Bau der Kalvarienbergkirche und des
Kreuzweges begann, ist nicht genau geklärt, am wahrscheinlichsten sind die
Jahre 1747 bzw. 1748. Urkundlich gesichert hingegen ist, dass noch im Jahre
1751 die Robotarbeiten der Untertanen der Familie Batthyány auf dem
Kalvarienberg andauerten. Zu diesen Robotarbeiten wurden natürlich auch die
Riedlingsdorfer Bauern herangezogen, welche diese Fronarbeiten gegenüber ihrem
Grundherren, Graf Adam (III.) Batthány, dem Besitzer der Herrschaft Pinkafeld
und Stifter des Kalvarienberges, zu leisten hatten.
Abbildung 4: Der Kreuzweg auf den Kalvarienberg an der Westseite des Lampelfeldes (Bildquelle: commons.wikimedia.org - Autor Stefan97 - Lizenz CC-BY-SA)
Am 24. Mai 1944 kam es über Riedlingsdorf zu einem Luftkampf,
bei dem ein deutsches Jagdflugzeug vom Typ Messerschmitt Bf 109 abgeschossen
wurde.
Um die Mittagszeit flogen 20 amerikanische B-17-Bomber der
15. US-Luftflotte im Zuge eines Bombenangriffes nach Norden als parallel zu
ihnen zehn deutsche Jagdflugzeuge auftauchten, die entweder zur II./JG 27 (2.
Gruppe des Jagdgeschwaders 27) oder zur II./JG 53 gehörten. Sofort stürzten
sich amerikanische P-51-Mustangs der 52d Fighter Group, welche den
Begleitschutz der Bomber bildeten, auf die deutschen Jagdflugzeuge.
Oberleutnant Robert C. Curtis gelang es dabei eine deutsche Maschine
abzuschießen, die dann in weiterer Folge auf dem Lampelfeld aufschlug.
Der deutsche Pilot, dessen Name nicht bekannt ist, konnte
sich mit dem Fallschirm retten, mit dem er sich bei der Landung in einem der
Bäume auf dem Kalvarienberg verfing. Da er von einem Anrainer für einen Feind
gehalten wurde, bedrohte ihn dieser mit einem Gewehr, ehe das Missverständnis
aufgeklärt werden konnte.
Abbildung 5: Eine Messerschmitt Bf 109 wurde am 24. Mai 1944 abgeschossen (Bildquelle: Wikimedia Commons - Airwolfhound - CC-BY-SA)
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